„Was du in deinem letzten Beitrag geschrieben hast findest du mutig? Wirklich…!? Ich finde es peinlich wenn man so etwas als mutig darstellen muss“ - Soweit ein Feedback das ich per PN erhalten habe.
Ich freue mich über Rückmeldungen zu meinen Beiträgen, auch über kritische. Rückmeldungen zeigen, dass die Beiträge etwas in den Lesenden auslösen. Gemäss der Rückmeldung zu meinem letzten Beitrag bin ich also in den Augen einer Leserin eine "Loserin". Das ist ok. Meistens hat das Feedback mehr mit derjenigen Person zu tun die das Feedback schickt und wenig mit der Person die den Beitrag schreibt.
"Was mutig ist können wir nur für uns selbst und aus unserer Sichtweise bestimmen. Wir haben alle unterschiedliche Komfortzonen. Die Grenzen dazu sind mal weiter, mal enger." Eliane Zimmermann - Coachin für mentale Stärke in Sport & Business
Das Thema Mut und die Rückmeldung die ich erhalten habe, haben mich dazu gebracht, über das meine knapp 10 Jahre im Ultracycling-Sport zu reflektieren und Erfahrungen die ich in diesem knappen Jahrzehnt gemacht habe. Ich war keine Ultracycling-Pionierin der ersten Stunde, bin aber vor 10 Jahren als ich damit begonnen habe, noch deutlich vor dem grossen Boom eingestiegen. Nicht nur die Ultracycling-Szene, sondern die ganze Ultra- & Extrem-Ausdauer-Szene hat sich in den letzten 3-5 Jahren stark verändert. Und mit dem Wandel haben sich auch die Menschen verändert die diese Sportarten betreiben und mit Ihnen auch die Gründe weshalb dieser betrieben wird.
Ich stehe der ganzen Entwicklung nicht nur positive gegenüber, sondern auch skeptisch. Und dies zum Beispiel auch aus der Sicht "mentale Gesundheit". Es scheint, als werde alles immer extremer. Immer mehr Menschen wollen noch mehr und auf eine noch extremere Art Grenzen verschieben oder sprengen. Mittlerweile ist ein bisschen „Ultra“ schon lange nicht mehr lang, extrem oder aussergewöhnlich genug. Mir fällt auf, dass viele Menschen diesen Sport vor allem zu betreiben scheinen um eben immer extremere Grenzen zu setzen und dabei andere Menschen zu inspirieren.
Andere Menschen zu inspirieren, zum Beispiel um mit Sport zu beginnen oder um aufzuzeigen, dass auch ambitionierte Ziele erreichbar sind, ist durchaus auch lobenswert und ich bin davon überzeugt, dass diese Geschichten und Beispiele durchaus auch Menschen inspiriert und dazu motiviert Sport zu treiben. Oder inspiriert es nur die, die eh schon Sport betreiben dazu noch mehr zu tun? Spricht es wirklich auch Anfänger und Neueinsteiger an? Vermutlich von allem ein wenig.
Doch bei wie vielen Menschen löst es genau das Gegenteil aus? Wie viele sind demotiviert „nur“ ihre „kleinen“ Runden zu drehen? Wie viele fühlen sich als Loser neben all den heroischen Geschichten und extremen Strecken? Wie viele Menschen geraten aus der emotionalen Balance? Wie viele kämpfen dadurch mit der eigenen mentalen Gesundheit? Wie viele getrauen sich nicht mehr von ihren „kleinen“ Touren zu erzählen? Ist ja nicht weit, mutig oder extrem. Andere könnten ja denken wer kleinere Touren dreht und mit Stolz darüber berichtet ist neben all den fantastischen Geschichten einfach ein Loser oder eine Loserin. In meinen Coachings mit Kund:innen sehe, spüre und höre ich eben genau auch diese Kehrseiten!
Und das gilt nicht nur für den Sport und Strava. Sondern auch für das Business und LinkedIn. Obwohl ich es selbst nutze, reflektiere ich immer wieder kritisch und hinterfrage dabei auch, oder ich frage mich selbst, für was ich es nutzen will und was ich posten soll.
Wieso ich (zumindest vorerst noch) auch Plattformen wie Strave oder LinkedIn bleibe? Nicht weil inspirieren will, sondern weil ich empowern will. Das Empowerment möchte ich durch meine Beiträge erreichen in denen ich Menschen Tipps gebe wie sie sich auch selbst befähigen können, oder natürlich auch mittels einer Coaching-Unterstützung. Und natürlich poste ich auch Beiträge die auf meinen Erfahrungen beruhen, denn ich finde es wichtig und authentisch auch über die eigenen Erfahrungen zu schreiben und darüber, wie ich meine eigenen Tipps und Tricks selbst auch erfolgreich anwende. Und dabei möchte ich auch vermeintlich kleine Erfolge und Beispiele in denen ich aus meiner persönlichen Sicht mutig war, teilen, auch auf die Gefahr hin, dass mich manche Menschen als Loserin sehen. Viel wichtiger ist, dass das Teilen von vermeintlich kleinen Stories, Erfolgen oder Beispielen von persönlichem Mut auch andere Menschen ermutigt auf sich Stolz zu sein, so "klein" und "unscheinbar" diese Erfolge in den Augen anderer Menschen auch sein mögen, wichtig ist, was diese Erfolge für uns sind und bedeuten.
Aus kleinem Anfang entspringen alle Dinge. Cicero.
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